Kuchlsitzn

Lamour
Ghupft wia Ghatscht
Wossa
Ich 7
Kuchl

„W“ wie Ebene / „B“ wie Ewigkeit
Kuchlsitzn
Glizzah
Impressionistinnenteich
Strasbourg

Albumcover

Lamour

Lamour kam in die Küche und stahl dem Koch sein Herz.
Da nahm der Koch ein // den Nachtbus – stadteinwärts.
Dann kamen viele Lieben: ein ziemlicher Spagat.
Doch wenn du ihn recht beleuchtest, dann steht dort in der Tat:
Lamour kam in die Kirche und stahl dem Herrn sein Kreuz.

Lamour kam in die Kirche und stahl dem Herrn sein Kreuz.
Da nahm der Herr ein Becher und fragte: na, wen freut’s?
Ich geb euch eine Runde aus, dann leg ich mich ins Grab,
schlaf zweiundsiebzig Stunden, erzähl euch was ich träumte, und zwar:
Ein Wurm kam in die Kirsche und stahl dem Fleisch den // sein Kern.

Ein Wurm kam in die Kirsche und stahl dem Fleisch den // sein Kern.
Da nahm der Baum ein Vog’al und zeigte ihm den Wurm.
Lamour kam übers Vog’al und brachte ihm was bei.
Dies’ schrieb dann auf ein Kirschkern: schenk mir von deinen Herzen eins.

Ghupft wia Ghatscht

Jetzt oda späda bleibt ghupft wia ghatscht
Streichel ma durchd Hoa so oft wia’s da hoid passt
Roi mi ei im Teppich und draah mi im Kraas
Gib ma meine Wadschn bis I nix mea was
Gib ma wos zan Trinkn schau zua wia I mi biag
Setz di auf mi auffe und I zaag da wia ma fliagt
Schau deine Augn san voi wia da Mond,
de hoid I da heid offn, egal wos jetzt no kummd
Staanane Fre’sch und Zwüüfen aus Gloß,
sitzn in dei’m Schädl und dazöön se wos.
Ah-ha.

Jetzt oda späda bleibt ghupft wia ghatscht
Streichel ma mein Pöö’z so laung wia’s da hoid passt
Oba loss deine Finga vo meina Haund
Siagst du ned de Finga? De z’reissn da dei Gwaund
Drei Schwoaze Punktal liegn unta mei’m Aug
De stengan fia nix guads, des kaunnst ma du glaum
Drei Schwoaze Tau’m sitzn auf mei’m Zaun
Se wean da nix dazöön, oba du kaunnsta’s jo frogn
Kauf ma schene Staana wos leichtn bei da Nochd
Sie wer’n des letzte sei, wosd sigst heid in da Nochd.
Ah-ha.

Jetzt oda späda bleibt ghupft wia ghatscht
Streichl durch mei Föö, soboid’s da daun hoid passt
Roi mi ei im Teppich und draah mi im Kraas
Gib ma meine Wadschn bis I nix mea was
Gib ma wos zan Trinkn schau zua wia I mi biag
Setz di auf mi auffe und I zaag da wia ma fliagt
Ah-ha.

Wossa (Bad Khan)

Des Wossa rinnt unta de Schottn / des Wossa rinnt unta de Baam
Im Schottn is a ned bessa / vo da Hitz samma scho gaunz waach
Es riacht so siaß vom todn Hoiz / owa mia san do ned allaa
Und ees Wossa is des anzige / wos uns jetz no höfn kau

Des Wossa kitzlt deine Finga / des Wossa sreichlt deine Zächn
Deine Finga kaun i nimma dawischn / Es hod mi scho daune trie’m
Blitzblaue Liböön schwimman durch d’Luft / wia waun olles aus Wochs gmocht wa’
Oba es Wossa is des anzige / wos mi vo dia wegtreim kau

Des Wossa bringt uns Staana / des Wossa bringt uns Zeit
Unta de Staana: a rostiga Löffe’ / und a Föödfloschn aus Emaille
De Weidn san schene oide Frau’n / mit launge grüne Hoa
Und es Wossa is des anzige / wos ma ned aufhoidn kau

Des Wossa glitzert jetz scho rot / des Wossa wird boid schwoaz
De Gössn haum an Hunga griagt / owa dia is des egal
Des rode Liacht, des mocht mi schwoch / mei Heaz wird schwora und schwa
Und es Wossa is des anzige / in dem o’tauchn kau.

ICH 7

Ich bin eine Schildkröte //
Ich führe mich selbst im Schilde hinters Licht //
Weil drinnen ist es finster //

Ich kaue langsamen Apfel
Ich steh in der Stadt hinter dem Schild
Der Duft der schönen Fremde weht herein
Der Apfel schmeckt nach Rosen

Und Ich bin ein Nachtfalter //
Irre durch die Nacht, Schicht für Schicht //
hinter Gitterfenstern brennen Kerzen //

Ich kreise um den Laternenpfahl
so nah, meine Fühler werden blind
der Staub von meinen Flügeln fällt herab
ich gehe baden in das Wachs

Und ich bin ein Regenwurm //
das ist ein Turm, der sich winden kann, wenn er es will //
bitte zerschneide mich, dann gibt’s mich sieben mal

Ich 1 schenke dir Blumen
Ich 2 ess’ deinen Kuchen
Ich 3 mach’ Lagerfeuer
Ich 4 bin dir treu
Ich 5 bin es nicht
Ich 6 bin ein Dieb
Ich 7

Kuchl

du föösd ma
und i föö ma
nur die kuchl is do
und laa

und deine augn san a
seidnzuckerl

drei engl
mid launge hoa
passn drauf
auf

und deine augn san a
seidnzuckerl

auf deina fließn steht
“mia vagessn nix”
zeid vageh!
vageh!

und deine augn san a
seidnzuckerl

„B“, wie Ewigkeit / „W“, wie Ebene

Und dann begann die Zeit, in der meine Hand,
verstohlen doch verdächtig bewegt
und umbemerkt, in deiner Nähe abgelegt,
keine Bedeutung mehr fand.

Wo Finger umsonst im kalten Leintuch scharrten.
Blicke starrten und nicht in die Tiefe fanden.

Hände hofften nicht länger,
endlich entdeckt zu werden.
Fürchteten nicht länger,
unendlich unentdeckt zu bleiben.

Finger, wie Katzen, suchten Aufmerksamkeit,
ungeduldig aber schon bald das Weite.
Blicke durstig nach Abgründen.
Im blinden Fleck ruht ebige Geborgenheit.

Auf der Ewene: verreckte Vögel
und wenn einmal ein Wagen passiert:

wackelt noch der linke Flügel,
im Fahrtwind:
ein letzter Wink

Ein buntes Häufchen Elend,
Orange & Weiß & Braun,

liegt im Straßengraben daneben,
vom Glücksrad
überfahr’n.

Darüber glitzert silber: eine Silberkette
und ein „W“ mit Schönheitsfleck.

Über die Ewene
senkt sich:
die Nacht.

Kuchlsitzn

waast no oisd gsogt host „wüüsd uns ned no wos bau’n?“
de sunn schaud eina und lochd di au
de geista taunzn in da hitz
mei hirn drahd se weg und mia dan:

Kuchlsitzn

schene leid haum schene sochn
schene zeid, zeid zum zum Mannaschnittn noschn
di biagts im sessl ois würd di wea kitzln
mei hirn drahd se weg und mia dan:

Kuchlsitzn

wia haums laud zu zweit
kane aundan leid
papia-schnitzel…
wia traaman woch beim:

Kuchlsitzn

host ma deine geheimnisse wissn lossn
wia liegn kuddand in da Laungen Gossn
de passanten woin uns bespitzln
da mond steht hoch
schnö haam

Kuchlsitzn

Glizzah

Do is ana aufgwochd, in da Fruah,
Mid an murdsdrumm Kraumpf in seim rechtn Fuas.
Do is ana aufgwochd, in da Fruah,
Hois und Hian nu ziemlich zua.
Do is ana aufgwochd in da Fruah,
Glizzah foid aus seine Hoa.

Zwa au’gsoffane Typm, aun ana Bar.
Ana scho a bissl ööda, da Aundre ned gaunz allaa…
Zwa au’gsoffane Typm, aun ana Bar.
Fünf Bia haums scho, in etwa.
Und se hümme’n ständig iagndwos oda iagndwen au.

Und si redn vo dera Stimm, de s’ nimma ausm Kopf ausse griagn.
De si au’gschlichn hod, wia ra finstane Kods.
De ihrn Plotz ei’nimmt, ihre Kreula ausfoad.
Und wia s’ Heazn brichd, wia waun s’ nix aundas kunnt.

Ma siachd de zwa daun rodlos vorm Kaffeehaus steh,
Späda daun aum Proda vorbei geh…
Da Spass hod scho zua, owa da Mittwoch wiad woch.
Ma siachd ei’steign de zwa, Messe U2…
Iagndwo genngan s’ fiaranaund,
iagndwie lossd des Fiwa laungsaum noch.

Jo, wia gsogd, do is ana aufgwochd, in da Fruah
Allaa in seim Bett und de Stimm woa auf amoi weg.
Do is ana aufgwochd, allaa, in da Fruah.
Vo de zwa Typm, der ane, und ned da Oide!, des worst du!
Jo du bisd aufgwochd in da Fruah, mid Glizzah in de Hoa…
owa dea Glizzah woa nur der vom vorign Joa…

I M P R E S S I O N I S T I N N E N T E I C H

Schlafende Löwen wecken / Schlafende Löwen wecken
Klopfst an die Tür / Der Schall schreckt durch den Flur
Dumpfe Schritte heulen / im hohen Raum
Der Diener kommt näher / der Diener kommt näher
Man späht durch das Loch / Man späht durch das Loch

Er späht zurück
Er späht zu, zu spät, zu spät / zu spät zu…
Die Frau Baronin schläft schon / Die Baronin schläft

Der Diener richtet ihr  das / Hasenfell
Hasenfell  kost kein Geld / Hasenfell, fast kein Geld
Dame träumt vom / Installateur
Dreistimmig, kleines bisschen / dissonant
Für den Anfang fehlt der / erste Ton

Wie beginnen ohne Grund? / Vielleicht hätte der Besuch…
Vielleicht hätte der Besuch / den Grund, den Ton gefunden

Der ist schon / weiter ins Cafe gefahr‘n / mit dem Kupferschiff
Mit dem Kupferschiff und dem / Retrotisch
Kam am Diener nicht vorbei im / Spiegel brät ein Spiegelei
Spieglei‘, Spieglei‘, an der Wand / was verstecke ich in meiner Hand?
Bettzeug oder / Feuerzeug

„Gib mir Feuer!“, sagt die / Nachbarin
Im Bett liegt schon ein andrer / Mann
Der bemalt von deinem / Hirn die Innenwand
Der bemalt von deinem Hirn / die Innenwand

Vertauschte Köpfe mehr /  braucht es nicht
Nackte Körper im / roten Licht
Feuerrote Haut der / Riesin gemacht
Sie badet im Impressionist / innenteich

„Linsen raus, alles schaut im /pressionistisch aus“ 
„Linsen raus, alles / schaut impressionistisch aus“
Gesagt hat sie, man dürfe ruhig / die schlafende Löwin wecken
Schlafende Löwin wkn / schla löw wn
Ich soll sie wecken / ich will sie wecken
Ich würd sie wecken aber / sie versteckt sich

Nicht in / meiner / Hand

Strasbourg

Du kummsd haam, scho wieda is genau so spod.

4. stog, des haaßt vieradneinz’g stiagn.
Seawas Nochba, heast trink ma no wos, Gin Tonic is des anzige, auf des ned kraunk wiasd…

Glasl la, letzte Tschick, draußdn wiads höö.

Und sie schaud di au, wia’s hoid schaud…
Und du schaust zruck und kennsd di ned aus…

Aum Dochbodn o’m scheichds de Tau’m auf.
De ane anzige weiße kummd ois letzte davo’.
Kumm geh ma spazirn, geh ma ind Stod. Sie schaud ma fü z’groß aus, vo do hero’m…

Sie foigd da owe und du foigsd deim bauch.

Und sie schaud di au, wia’s hoid schaud…
Und du schaust zruck und kennsd di ned aus…

„De Gegn’d do is schirch“, sogst, „des muas ma meng…“
„Owa wos scheenes, des is eh nua wos fai de noa’n.“
De Geg’nd do is schirch, owa wos schirch is, is woa. Und wos woa is, wird vo söwa schee’.

Beim Obschied stengan beide tia’n offm.

Und sie schaud di au, wia’s hoid schaud…
Und sie schaud di au, wia’s hoid schaud…
Und du schausd zruck, mochsd hinta dia zua, wei’st ned glaubst…

[Zeit vageht, du bist in ana aundan stod.]
Und dea schlofsogg aum sofa sogt, dass du heid bleibst…
Sie gehd umme und losst offm olle tia’n
Und waun da koid is, (sogts) daun schrei, oda kummsd hoid umma (sogts) zu mia…

Und du stöösd di ins zimma, wia’ra offane frog.

Und sie schaud di au, wia’s hoid schaud…
Und du schausd zruck, wia ma schaud wau ma glaubt…
Und sie schaud di au, wia’s hoid schaud…
Und du schausd zruck wia ma schaud, wau ma glaubt.